Konzertdetails
Wegweiser
Heinrich Schütz‘ „Geistliche Chor-Music“ von 1648 weist eigentlich zurück – in die Zeit vor dem basso continuo, in die späte Renaissance um 1600, als die vielstimmige A-cappella-Kunst der Motette in ihrer schönsten Blüte stand. Ganz bewusst wollte er mit dieser Sammlung fünf- bis siebenstimmiger Stücke ein Musterbeispiel vorlegen, wie Vokalmusik nach allen Regeln der Kontrapunkt-Kunst ohne begleitendes Generalbass-Fundament komponiert sein soll und damit junge Komponisten anregen, sich in diesem hohen Stil zu üben. Die von Schütz ausgewählten Texte wiederum weisen den Weg voraus zu einem friedvollen Leben auf der Erde und der göttlichen Erlösung nach dem Tod – zwei hoffnungsvolle und entscheidende Bitten im Jahr der Drucklegung, als der verheerende Dreißigjährige Krieg endlich geendet hatte.
Der Leipziger Thomaskantor Johann Hermann Schein, gleichaltriger Wegbegleiter und enger Freund Schützens, hatte mit seinem „Israelsbrünnlein“ bereits 1623 seinen wichtigsten Beitrag zur deutschen geistlichen Motette vorgelegt. Hundert Jahre nach ihm wandte sich auch Johann Sebastian Bach noch einmal dieser alten Gattung zu und bewies, dass auch er den kunstreichen alten Stil meisterhaft beherrschte. Seine sieben groß angelegten Motetten schrieb Bach jeweils für besondere Anlässe, meist für Trauerfeiern; hier wurden die Stücke sehr wahrscheinlich vor dem offenen Grab des Verstorbenen gesungen und konnten so der Seele musikalisch gleichsam den Weg hinauf in den Himmel weisen.
Die Reihe ihrer Konzerte im Münster Heilsbronn setzen der Dresdner Kammerchor und Hans-Christoph Rademann mit Schütz und Bach fort - zwei Meistern, die ihrerseits selbst zu Wegweisern in der Kunst des Komponierens wurden und Tonschöpfer bis in die heutige Zeit beeinflussen.
Heinrich Schütz 1585–1672
Geistliche Chor-Music 1648 (Auswahl)
Johann Sebastian Bach 1685–1750
Fürchte dich nicht BWV 228
Komm, Jesu, Komm BWV 229
Singet dem Herrn ein neues Lied BWV 225
Johann Hermann Schein 1586–1630
Israelsbrünnlein (Auswahl)
Dresdner Kammerchor
Matthias Müller Violone
Stefan Maass Theorbe
Beate Röllecke, Ulrike Koch Orgel
Hans-Christoph Rademann Leitung
TERMIN
Di 30.07.2019 / 15:30 Uhr / Heilsbronn / Münster
im Rahmen des Festivals Bachwoche Ansbach
Tickets
Tickets und Infos unter www.bachwoche.de